Schreiblabor
Der Werwolf ist gelandet
Heute in aller Kürze: Meine Werwolf-Interview-Geschichte „Wolf wer?“ wird dieses Jahr in „Zwielicht 14“ erscheinen. Bis jetzt ist noch nicht klar, welche anderen Autoren in der von Michael Schmidt herausgegebenen Anthologie vertreten sein werden. Auch gibt es noch kein Titelbild oder einen exakten Erscheinungstermin. Sobald ich diesbezüglich mehr Infos beisammen habe, werde ich sie mit Freude hier kundtun. Bis bald, haltet die Ohren steif, überlebt Corona und lest gute Bücher.
Ein Feind von Schafen
Wenn ich eine Geschichte schreibe, habe ich den Anspruch an mich selbst, dass ich etwas zu Papier bringe, das neu ist oder zumindest eine neue Sicht auf altbekannte Dinge wirft. Ich mag es einfach nicht, mich zu wiederholen, das langweilt mich und ich halte es für eine Verschwendung von Zeit und Papier. Das ist auch genau der Grund, weshalb ich als Liebhaber des Horror-Genres immer einen weiten Bogen um eine der beliebtesten aber auch bedauernswertesten Kreaturen der Nacht gemacht habe … den Werwolf.
In den letzten dreissig bis vierzig Jahren bin ich sehr vielen Werwöfen, Gestaltwandlern und Tiermenschen in Film, Buch und Comic begegnet, immer auf der Suche nach vor Frische schillernden Ideen, die mich das Fürchten lehren und intellektuell anregen. Die Wahrheit aber ist, dass sich die selben Muster viel zu oft wiederholen und nur selten Variationen bestehen. Oft reichen diese Variationen aber schon aus, um Interesse zu wecken … es geht also gar nicht darum, das Rad neu zu erfinden, wie das vielzitierte Sprichwort sagt. Es geht darum, Muster und Verhaltensweisen von Figuren zu brechen und so den Leser neugierig zu machen (etwas, auf das sich Stephen King bestens versteht … weshalb ich auch so irritiert davon bin, dass mich sein „Werwolf von Tarker Mills“ seinerzeit arg langweilte, weil King seine Kreativität seltsamerweise eben genau bei dieser einen Geschichte zügelte).
Zu oft habe ich vom Zigeunerfluch gelesen, der einen Unschuldigen zum Wolf-Mann macht, zu oft war es die Geliebte dieser Kreatur, die das Untier als Erlösung erlegen musste, zu oft wurde er (wie auch der nur noch mitleidig zu belächelnde Vampir) zu einer ekligen, romantisierten Fickfigur unerfüllter feuchter Träume, zu oft wurde meines Erachtens nach das Innenleben jener bemittleidenswerten Figur ganz einfach vergessen. Und weil auch ich diesem eng geschnallten Themenkorsett nichts hinzuzufügen hatte, liess ich ganz einfach die Finger davon und schrieb über andere Themen. Bis jetzt. Kürzlich hatte ich eine tolle Idee zu einer ganz anderen Werwolf-Geschichte, an der ich jetzt arbeite. Noch ist sie nicht fertig, und daher möchte ich keine Einzelheiten verraten. Aber sobald das Wort „ENDE“ getippt und die Sache unter Dach und Fach ist, gibt’s mehr Infos. Bis dahin … sperrt eure Schafe ein. Der Werwolf ist hungrig und lauert in jedem von uns.
Nur etwa 10 Jahre Pause
Wahrscheinlich kann jeder Autor, Literat oder Hobbyschreiber (wahrscheinlich sogar Songtexter) ein Lied davon singen, wenn es um Geschichten geht, bei denen er oder sie plötzlich ins erzählerische Stolpern gerät, hart auf die Schnauze knallt und einfach nicht mehr hochkommt. Ja, es gibt sie wirklich, diese legendären Geschichten, die plötzlich nirgendwo mehr hingehen, die sich nicht mehr richtig fassen lassen, als wären sie ein glitschiger Aal, der einem ständig aus den Händen flutscht. Kürzlich beim Durchforsten einer meiner Festplatten bin ich auf ein solches Storyfragment gestossen, an dem ich vor sage und schreibe 10 Jahren das letzte Mal gearbeitet habe. Ein Text, von dem ich mir damals auf den ersten Seiten Grosses versprach, der dann aber wie ein altersschwacher Gaul lahmte und nicht mehr vom Fleck kam.
Was kann man tun? Ich kenne persönlich einige Autoren, die plotten, die also die ganze Geschichte ausarbeiten, noch bevor sie das erste Wort geschrieben haben (das ist nicht mein Ding, no Sir). Das führt dann oftmals zu Kurzgeschichten oder Romanen, bei denen sich während dem Lesen der Eindruck einschleicht, dass viele Aspekte davon erzwungen und unglaubhaft wirken. Persönlich spreche ich hierbei von organischer oder eben nicht organischer Entwicklung. Man kann sich das ein wenig so vorstellen, als ob man den vorher erwähnten altersschwachen Gaul mit der Reitgerte hart ran nimmt und ihn sozusagen vorwärts in Richtung Stall prügelt. Und ja, der Gaul wird in den meisten Fällen dort ankommen, aber er wird am Ende auch ziemlich kaputt sein. Das andere Extrem ist es, den Gaul liebevoll zu streicheln und ihm gut zuzureden, aber auch das funktioniert in den meisten Fällen nicht, ist der Gaul doch längst so erschöpft, dass er sich wirklich nur noch hinlegen und nicht mehr bewegen will. Es empfiehlt sich also, die richtige Möhre zu finden, die man dem Tier vor die Nase hängen kann, damit es von sich aus zurück in den heimischen Stall will. Und eine solche Ideen-Möhre habe ich zufällig gefunden, als ich besagtes alte Textfragment durchlas. Manchmal braucht es eben bloss ein wenig Geduld, die Story kommt wieder auf die Beine, und die Sache wird gut.
Inhaltlich dreht sich die Geschichte (Titel: „Als es regnete“) um einen Videotheken-Mitarbeiter, der eine eigenartige Begegnung mit einer noch viel eigenartigeren jungen Frau hat. Nur bleibt es nicht dabei, wird er doch durch die Begegnung in eine grössere Sache verwickelt, die ihn sprichwörtlich unter die Erde bringt. Aber nicht ins Grab, sondern in ein Höhlensystem, in dem Politiker aus Zürich und dem Rest der Schweiz ihren Trieben freien Lauf lassen und mit garstigen Mächten spielen, mit denen man nicht spielen sollte.
Mal gucken, wie schnell der Gaul in den Stall trabt. Ich halte euch auf dem laufenden.
Alle Wege führen nach Rom, manchmal auf Umwegen
Ich machs kurz und schmerzlos: Leider musste ich vor kurzem meinen Beitrag für die Anthologie ‚Dark Poems‘ absagen (das Thema war ja bekanntlich, eine Story zu einer finsteren Grafik von Mark Freier zu verfassen). Ein Grund für meinen Rückzug fand sich in der Tatsache, dass ich noch nie so sehr mit einem Beitrag zu kämpfen hatte. Ganze drei Anläufe musste ich nehmen, bis ich eine Story zusammenbrachte, mit der ich von Grund auf zufrieden bin … war … sein werde. Was auch immer. Sie ist noch nicht komplett fertig. Dafür sorgten nämlich einige private Angelegenheiten, die in den letzten Wochen jede freie Minute zielgenau vernichtet haben.
Das war die schlimme Nachricht, jetzt noch die gute: Ich habe bereits eine Idee, wo ich die Geschichte unterbringen werde, sobald das Wort ‚Ende‘ unter dem letzten Absatz steht. Wann genau das sein wird, kann ich noch nicht sagen, allerdings hoffe ich doch schwer, dass das rebellische literarische Kind das Licht der Welt noch dieses Jahr erblicken wird. Sein Name lautet ‚Eisberg-Blues‘, und es ist ein schwermütiger Balg, das kann ich euch immerhin schon mal verraten.
Pack den Tiger in den Tank, oder so
… und dann geht’s los! Ich trinke zwar kein Benzin (auch kein bleifreies), aber die Aufbruchstimmung, die der ESSO-Tiger mit stolz geschwellter Brust schon als Kind in mir auslöste, macht sich gerade bemerkbar. 2015 scheint ein Jahr vieler Projekte zu werden, und das ist gut, sehr gut sogar.
Nummer 1: Soeben habe ich eine Story namens ‚Farbenschwund‘ für eine von Constantin Dupien herausgegebene Anthologie abgeliefert, über die ich leider noch nichts sagen darf – habt Geduld, bald wird es so weit sein. Nur so viel: Constantin erhielt so viele hervorragende und teilweise lange Geschichten (zu einem Thema, über das ich auch noch nichts verlauten lassen darf), dass er sich kurzerhand entschloss, den Band in zwei Teilen zu veröffentlichen. Meine etwas längere Kurzgeschichte wird nun mit den Novellen von zwei tollen Autoren (zu deren Identität ich ebenfalls schweigen muss) und einem Sachtext eines der Bücher füllen.
Nummer 2: Ebenfalls abgeliefert ist eine schon ältere, aber neu überarbeitete Geschichte mit dem Namen ‚Türen‘ für eine Anthologie von Michael Schmidt, die im Moment den provisorischen Titel ‚Ab 18‘ trägt. Wie diese Altersfreigabe einen erahnen lässt, sind im Band vorwiegend Geschichten für ein schon etwas reiferes Publikum enthalten. Allerdings sind damit nicht überzogene Brutalität oder Sexualität gemeint, sondern Themen, die eher den dunklen Seiten des Lebens zuzusprechen sind, die philosophisch angehaucht sein können und vorausstzen, dass man keine Windeln mehr trägt.
Nummer 3: Nächsten Monat beginne ich mit der Arbeit an ‚Träumen im Innern eines Walfischs‘ für die Anthologie ‚Die grüne Muse‘. In meinem letzten Beitrag habe ich davon bereits ausführlicher berichtet.
Nummer 4: Ebenfalls dabei bin ich in einer von Alisha Bionda herausgegebenen Anthologie, welche dem Künstler Mark Freier gewidmet ist. Er wird das Cover erstellen, aber auch zu jeder Geschichte eine Grafik liefern. Da der Band erst Mitte 2016 erscheint, habe ich noch bis Ende Jahr Zeit, um meinen Beitrag abzuliefern.
Nummer 5: Irgendwo zwischen all den Kurzgeschichten, der Arbeit und dem Leben werde ich endlich die Arbeit an meinem Roman ‚Es war einmal …‘ wieder aufnehmen. Zu lange schon wartet das begonnene Manuskript auf seine Vollendung. Wenn es so weit ist, lasse ichs euch wissen.
Und jetzt pack ich den Tiger in Form eines Tees in meinen Tank. Gute Nacht!
Es grünet so sehr!
Kürzlich ist der Vertrag bezüglich einer weiteren Kurzgeschichte für ein Anthologienprojekt bei mir eingetrudelt, das bereits in der Projektphase einen äusserst vielversprechenden Eindruck hinterlässt: ‚Die grüne Muse‘. Erscheinen wird diese von Alisha Bionda ins Leben gerufene Antho voraussichtlich im 2. Quartal 2016 – ihr müsst euch also noch ein klein wenig gedulden. Inhaltlich dreht sich alles um Absinth, eben jene grüne Muse, die schon manchen inspirierte, andere irre machte und wieder andere (die ganz harten Jungs) komplett unberührt liess. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem (angeblichen) Einfluss, den Absinth auf das Schaffen bekannter Künstler und Autoren machte. Nebst phantastischen Geschichten von Alisha Bionda, Tanya Carpenter, Marc-Alastor E.-E., Christian Endres, Guido Krain, Aino Laos, Dave T. Morgan, Lothar Nietsch, Sören Prescher, Torsten Scheib, Vincent Voss, Arthur Gordon Wolf, u.a. werden auch ein bis zwei Essays im Band enthalten sein. Des weiteren wird Crossvalley Smith jeden Text mit einer eigens dafür erstellten Grafik versehen.
Mein bescheidener Beitrag trägt den Arbeitstitel ‚Träumen im Innern eines Walfischs‘ – ein wunderschöner, surrealer Titel, für den ich allerdings bloss eine lose Idee habe. Es liegt noch viel Recherchearbeit zum Thema Tachyonen, Zeitreise und verstorbene Filmstars vor mir, aber für irgendetwas sind Weihnachtsferien schliesslich zu gebrauchen. So long und bis bald!