Bewegte Bilder

Na also, es geht doch – ‚The Joker‘

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Ich mag Comics. So einfach ist das. Was ich meistens nicht mag, sind Comicverfilmungen in den beliebten Superheldenuniversen von Marvel und DC. Bevor ich nun auf den aktuell im Kino laufenden ‚Joker‘ eingehen werde, ein paar Worte dazu, weshalb ich mit besagten Verfilmungen oftmals hadere, sie zuweilen sogar als beleidigend empfinde (Ausnahmen gibt es, und die sind dann auch gelungen). Das im Folgenden Geschriebene widerspiegelt allein meine Meinung, soll nicht als letzte und allgemeingültige Wahrheit betrachtet werden. Ich möchte keinem Fan auf den Schlips treten, aber ich fordere jeden heraus, seine Lieblinge einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Auch besteht kein Anspruch auf irgendeine Art von Vollständigkeit, denn über das Thema „Helden“ bzw. „Superhelden“ und ihre Erscheinungsformen in Kunst und Kultur könnte man problemlos mehrere Bücher füllen. Also los, packen wir die Sache an!

In beiden Erscheinungsformen (Comic und Film) geht es beim Thema Superhelden um Machtfantasien und Eskapismus, entweder zum Zweck der reinen Unterhaltung und weils Spaß macht oder als tatsächliche Realitätsflucht. Die Schwierigkeiten, die ich damit habe, liegen nicht beim Inhalt, sondern wie diesem Gestalt verliehen wird. Schon allein ihrer Form wegen weisen Comics eine klar ersichtliche Distanz zum realen Leben auf, dürfen daher auch mal absurd, ja sogar over the top sein und funktionieren trotzdem in ihren Aussagen ohne jemals belehrend zu wirken. Zwischen den rechteckigen Kästen mit ihren statischen, bunten Bildern existiert genügend Freiraum, in den der Leser seine eigenen Überlegungen zur erzählten Geschichte hineinprojizieren kann. Demgegenüber versuchen die Verfilmungen oft krampfhaft Gewinn daraus zu schlagen, dass sie dem Zuschauer suggerieren, die Handlung spiele in unserer tatsächlichen Welt. Eine durchdachte, in sich schlüssige Geschichte wird einer scheinheiligen und einfältigen Moralpredigt untergeordnet, die über soziale Missstände, furchtbare Kriege, Umweltzerstörung und natürlich auch Rassismus informieren will, und das im andauernden Kontrast zu den properen Superhelden in ihren auf Hochglanz polierten, hautengen Kostümen. Irritierend dabei ist, dass besagte formbetonende Kostümierung die weiblichen Superhelden (z.B. Wonder Woman oder Catwoman) in aller Regel als reine Fickfantasie darstellt. Wo bleibt da die Moral? Bei all dem wird das Geschehen mit einem bombastischen orchestralen Soundtrack und der omnipräsenten amerikanischen Flagge im Hintergrund des Bildes bis zum Erbrechen überbetont (besonders penetrant in Sam Raimis ‚Spiderman‘). Die Komplexität schwieriger Themen und das Denkvermögen des Zuschauers werden einfach ignoriert, jede Subtilität in die Tonne gekehrt. Daraus entsteht dann ein lächerlicher Pathos, dessen Ernst und angebliche Wichtigkeit mit der in Hollywood so beliebten Holzhammermethode in die Schädel der Zuschauer geprügelt wird. Dadurch entstehen in meinen Augen vor allem drei Dinge: Oberflächlichkeit, Lächerlichkeit und schließlich gähnende Langeweile.

Zu all dem gesellt sich eine simple schwarz-weiße Mentalität. Wenn man schon Aussagen zu schwerwiegenden Themen macht, dann braucht es Perspektiven und Kontraste, die dem Zuschauer ermöglichen, eigene Denkprozesse zu starten und mit den Informationen zu spielen. Jeder liebt das Spiel mit LEGO-Steinen … was findet ihr besser: ein LEGO-Modell aus hundert oder aus zwei Steinen? Superheldenfilme sind in ihrem Kern sehr oft simpelste LEGO-Modelle mit eben nur zwei Steinen. Es gibt den scheinbar guten Weg der Helden und den bösen der bärbeißigen, stets schlechtgelaunten Miesepeter – und dass die Guten am Ende auftrumpfen werden ist meist auch schon von Beginn an klar. In die selbe eindimensional gestrickte Kerbe schlägt der Entstehungsmythos von Helden und schlimmen Fingern. Die Guten bekommen eine Dosis Radioaktivität im Lutschbonbon serviert und werden über Nacht heilig gesprochen; bei den Bösen löst sich ein Nierenstein, der beim Pipi so richtig weh tut. Das macht sie dann so sauer, dass sie ihre Gesinnung wie einen alten Handschuh umdrehen und sogleich die Ermordung der Welt planen. Hin und wieder bekommen wir wenigstens Antihelden wie Batman, Wolverine oder den Punisher serviert, die mit ihrer persönlichen dunklen Seite im ständigen Kampf liegen, und siehe da, es wird schon interessanter weil vielschichtiger und nicht ganz so vorhersehbar.

Um die oben genannten Schwierigkeiten zu umgehen, gibt es eine grandiose Fähigkeit des Menschen: Selbstironie. Sobald Pathos, übertrieben große Gesten und moralisches Gehabe verulkt werden, eröffnen sich gänzlich neue Perspektiven, die einem Film (oder auch einem Buch oder Comic) eine komplett neue Dimension hinzufügen. Die Brechung von ausuferndem Ernst durch Humor erzeugt, so paradox das auch klingt, eine größere Glaubwürdigkeit von Figuren und Themen. Es liegt ganz einfach in der Natur der Dinge, dass auch im größten Schrecken noch etwas komisches steckt. Marvel hat das mit ‚Guardian of the Galaxy 1‘ und ‚Thor 3‘ bestens bewiesen. Die Charaktere dieser beiden Filme sind um so vieles ehrlicher und echter (daher auch greifbarer) als beispielsweise jene in ‚Avengers: Endgame‘, der in lächerlichem Pathos geradezu ertrinkt und einfach nur noch ermüdend lahm ist. Klar, gut gemacht ist ‚Endgame‘. Ein Feuerwerk an CGI-Effekten kann in der Tat für eine bunte Achterbahnfahrt sorgen. Aber wie das mit diesen Fahrten so ist … wenn sie vorbei sind, bleibt nichts zurück. Obwohl da mit großen Gesten die drohende Vernichtung der Menschheit angerührt wird, ist kein Fetzen Fleisch am Knochen.

Marvel und DC können auch anders, haben in der Vergangenheit mehrmals gezeigt, dass sie fähig sind, gute Geschichten zu erzählen, sowohl dramatische wie auch lustige. Nur sind das in meinen Augen nicht viele. Gerne erinnere ich mich an den ikonischen Actionkracher ‚The Punisher‘ von 1989 mit Dolph Lundgren in der Hauptrolle. ‚X-Men‘ berichtet in durchaus nachvollziehbarer Weise von den Problemen und dem Misstrauen zwischen Menschen und Mutanten. ‚Batman Begins‘ von Christopher Nolan erzählt die Geschichte vom Mann im Fledermauskostüm auf ein intensive, düstere Art, die einen vielschichtigen Antihelden präsentiert. Die schon erwähnten ‚Thor 3‘ und ‚Guardians of the Galaxy‘ sind in ihrem sympathischen Humor einsame Spitze. Aber das sind für mich auch schon alle Superheldenverfilmungen, die ich als wirklich hervorragend betrachte. Einige wie ‚Antman‘, ‚Logan‘, ‚Spider-Man: Into the Spider-Verse‘ (ein Animationsfilm), der erste ‚Avengers‘ und ‚Wonder Woman‘ sind fürs einmalige Anschauen ganz gut und unterhaltsam, obwohl zu guter Letzt nicht viel hängen bleibt. Über den Rest breite ich das rabenschwarze Tuch des Schweigens …

Aber was ist jetzt mit dem ‚Joker‘? Ums gleich vorweg zu sagen: Ich halte ihn für gut, ja sogar richtig großartig! Und das liegt an vielen Dingen. Vereinfacht gesagt macht er alles besser als die anderen Kinoerzeugnisse von Marvel und DC. Um das zu erklären, beginne ich am besten damit, welche Art von Geschichte erzählt wird. Es handelt sich um den Entstehungsmythos des titelgebenden Jokers (schmerzhaft intensiv gespielt von Joaquin Phoenix). Und schon hier zeigt sich, wie durchdacht das Drehbuch von Regisseur Todd Phillipps und Scott Silver geschrieben wurde. Anstelle dem Zuschauer einen Alibigrund wie einen alten Knochen hinzuwerfen, weshalb sich Arthur Fleck (so der weltliche Name des Jokers) vom Pfad der Tugend abwendet, wird klar gemacht, dass es ein banales Konzept wie Gut und Böse in diesem Film nicht gibt. Arthur ist seit seiner Kindheit schwer traumatisiert. Als Mittvierziger lebt er noch immer in der Wohnung seiner kranken Mutter, um die er sich kümmert. Einen Vater gibt es nicht, und so ist er es, der Geld verdienen muss, um mit seiner Mutter über die Runden zu kommen; ein unglücklicher Zustand, da Arthur ebenfalls alles andere als gesund ist. Er leidet daran, dass er oft komplett unpassend und an den falschen Stellen in ein manisches, gequältes, vor allem aber beängstigendes Lachen ausbricht. Diese verkörperte Auswirkung seiner traumatischen Kindheitserlebnisse zu sehen ist gleichzeitig peinlich, traurig und äußerst unangenehm. Irgendwo in diesen manischen Abgründen wurzelt auch seine Überzeugung, er habe Talent für große Comedy. So arbeitet er eher schlecht als recht bezahlt für eine schäbige Agentur, schwenkt als Clown verkleidet Werbeschilder auf der Straße oder unterhält Kinder im Spital. Ab und zu besucht er Comedyshows, notiert sich Witze und absolviert schon mal einen eigenen Auftritt in einem Club. Nur dass all diesen Tätigkeiten jede Leichtigkeit, Lebensfreude oder tatsächlicher Sinn für Humor fehlt. Hinter allem steckt ein schmerzhafter Zwang, den er selbst abends nicht ablegen kann. Denn dann schaut er sich regelmäßig gemeinsam mit seiner Mutter eine Fernsehshow des berühmten Talkmasters Murray Franklin (Robert De Niro) an, in dem Arthur eine Art Wunsch- oder Ersatzvater sieht.

Der zwar triste, aber doch einigermaßen geregelte Lauf des Lebens nimmt für Arthur und seine Mutter eine brutale Kehrtwende, als Arthur mit einer ausgeliehenen Pistole im Affekt einige finanziell sichtlich gut situierte Kerle in der U-Bahn erschießt, die eine junge Frau belästigen. Arthur in seiner Clownsmaske wird damit zum urbanen Rachemythos für die sozial Randständigen, was die allgemein angespannte Stimmung zwischen den gesellschaftlichen Klassen in Gotham City noch weiter anheizt. Im Zentrum all der Unzufriedenheit steht Thomas Wayne (Batmans Vater), der als reiches, unsympathisches Arschloch dargestellt wird. An diesem Punkt bricht Arthurs Welt, die ein ständiger Balanceakt zwischen Stabilität und Kollaps ist, vollends zusammen. Immer stärker wird er von seinen eigenen Ängsten, Zwängen und schließlich auch der Polizei vorwärtsgetrieben. Seine persönliche Sicht der Dinge und Wunschvorstellungen vermischen sich zunehmend mit real stattfindenden Geschehnissen – und das alles erzeugt einen grimmigen Abgrund, in dem sich auch der Zuschauer verliert. Was ist Realität? Was ist Arthurs Wunsch oder Wahn? Seine Handlungen werden immer unkontrollierter und gewalttätiger, eskalieren in einem Gewaltakt gegen seine Mutter, der ihn zu guter Letzt von ihren Fesseln befreit und es ihm erlaubt, sich neu zu erfinden. Wir erleben die Geburt des Jokers.

Die Entstehungsgeschichte des Jokers wird in einer städtischen Welt in Grau- und Brauntöten dargestellt, die mich ständig an Dramen und Krimis aus den 70er und frühen 80er Jahren (z.B. ‚Taxi Driver‘ von Martin Scorsese) erinnert, welche in den düsteren Ecken von New York spielen. Die Kamera guckt auf schmierige, richtig unangenehme Weise. Die Filmmusik erzeugt dazu eine permanente Anspannung, die nur selten gelockert wird und verspricht, dass jeden Moment etwas Schlimmes passieren wird. Sämtliche Menschen in dem Film wirken diffus, zuweilen verloren, so als lebten sie in dem Bereich zwischen Hammer und Amboss, wo man nur zerschlagen werden kann. Licht, Zuversicht oder wenigstens den Funken von Hoffnung gibt es in der Welt des Jokers nicht.

In der Vergangenheit habe ich zu diversen Comicverfilmungen gelesen, dass der Superheldenfilm endlich erwachsen geworden sei. Das war bei „Punisher“, „Batman Begins“ und „Logan“ eine etwas gewagte und nur zu Teilen wahre Aussage, wie ich finde. Aber auf „The Joker“ trifft die Feststellung das erste Mal wirklich zu. Auch wenn er ein richtig harter Brocken ist, kann ich den Film nur empfehlen!

The Beastmaster zeigt noch immer Zähne

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In einem Rausch von Nostalgie erwarb ich kürzlich die Blu-Ray von „The Beastmaster“ (1982), einem Fantasyfilm, der in der Welle der Barbarenfilme der 1980er Jahre produziert wurde. Regie führte kein geringerer als Don Coscarelli, der sich zuvor mit „Phantasm“ (1979) und einiges später mit „Bubba Ho-Tep“ (2002) ins Herzen der Horrorfans filmte. „The Beastmaster“ aber stellt für mich persönlich seit meiner Jugend das Highlight in Coscarellis Schaffen dar. Nur wurde mir plötzlich bewusst, dass seit der letzten Sichtung des Films gut und gerne 25 Jahre vergangen waren. Wie war ich also gespannt, zumal ich in letzter Zeit des öfteren die unschöne Feststellung machen musste, dass nostalgische Verklärung oftmals ein Problem darstellt und frühere Lieblingsfilme plötzlich flach und in etwa so lahm wie ein altersschwacher, halbblinder Gaul daherstolpern. Um die Sache noch verworrener zu machen, gibt es aber auch die Fälle, in denen man einen vor Jahren gesehenen Film plötzlich als so viel tiefsinniger erachtet. Eine Band klingt inspirierter als noch vor 17 Jahren. Ein in der Jugend gelesenes Buch, das damals ganz unterhaltsam war, entpuppt sich zwei Dekaden später als inspirierender Meilenstein der Literatur. Warum nur verändert sich unsere Einschätzung ein und der selben Sache andauernd?

Grund hierfür ist (und das sollte niemanden überraschen), dass wir selbst uns im Laufe der Jahre verändern. Unsere sozialen Kontakte, unsere Freizeitbeschäftigungen sowie die Arbeit, persönliche Erlebnisse im In- und Ausland, Erfolge wie Misserfolge, traumatische Konflikte, Heirat, Kinder, der ungeliebte Militärdienst, Todesfälle und Krankheiten, der nicht immer tolle aber natürliche Prozess des Alterns … schlicht alles beeinflusst und verändert uns Tag für Tag. Natürlich fühlt sich das für uns nicht so an, weil unser Hirn aus unserem Leben und allen Geschehnissen (auch den zufälligen) eine Geschichte zimmert, die ein großes Narrativ (unsere Identität) zusammenhält. Nur dass es dieses Narrativ in einer festen, stets gleichbleibenden Form nicht gibt. Trotzdem ermöglicht diese Funktionsweise des Gehirns, dass wir Dingen einen Sinn verleihen können, dass wir das Konzept von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verstehen und fähig sind, über den Tellerrand zu blicken. Aber ich schweife ab und möchte nicht weiter auf dieses wirklich sehr komplexe, spannende Thema eingehen. Wer sich für Identitätsbildung interessiert, dem lege ich uneingeschränkt das Sachbuch „Und ich?“ von Paul Verhaeghe ans Herz. Es ist in vielerlei Hinsicht ein Augenöffner. Jetzt aber zurück zum Film. Disc einlegen. Starttaste drücken …

Was haben ein Adler, zwei diebische Frettchen und ein schwarzer Tiger (ein regulärer Tiger, der für die Dreharbeiten schwarz angepinselt wurde) gemeinsam? Richtig … sie sind die Freunde von Dar (Marc Singer), dem Herrn der Tiere oder eben Beastmaster. Er ist der unbekannte Sohn von König Zed, welcher einst sein Königreich von schwarzer Magie säubern wollte. Wenn das Gute den Besen schwingt, dann führt das dazu, dass das Böse die Zähne fletscht. Und so erleben wir, wie der garstige und ständig mies gelaunte Hohepriester Maax (Rip Torn) den alten König gefangen nehmen, blenden und in einen feuchten Kerker werfen lässt.

Dar indes wächst in einem idyllischen Bauerndorf auf, lernt während vieler Jahre den Umgang mit dem Schwert, posiert immer mal wieder mit muskulös geschwellter Brust und findet nebenbei heraus, dass er über eine spezielle Begabung verfügt: er kann mit Tieren kommunizieren. Als eines Tages die Juns, eine brutale Horde reitender Krieger, die mit Hohepriester Maax verbündet sind, das Dorf niederbrennt, macht sich Dar auf den steinigen Pfad der Rache. Nebst seinen tierischen Freunden trifft er auf die wunderschöne Tempelsklavin Kiri (Tanya Roberts), in die er sich verguckt, und er lernt den dunkelhäutigen Krieger Seth und den jungen Tal kennen, die ebenfalls eine gesalzene Rechnung mit dem Schlingel Maax offen haben.

Der alte König, auch nicht gerade ein Ausbund an Freundlichkeit, wird aus seiner langjährigen Gefangenschaft befreit. Das führt zu familiären Konflikten, bösen Worten und Beleidigungen unter der Gürtellinie. Und schließlich finden sich alle zum Finale in der Stadt des Königs ein, wo Maax zum Zeitvertreib immer mal wieder von einer Tempelpyramide kleine Kinder in ein Feuer wirft … was man eben so macht, wenn man sich mit schwarzer Magie befasst. Das alles rettet Maax aber nicht vor Dars Rache, er landet selber in den Flammen, und damit die Sache auch wirklich ein für alle Mal ausgestanden ist, wird den Juns, diesen reitenden Scheißkerlen, in einer beeindruckenden Schlacht ebenfalls der Garaus gemacht.

Um nicht lange um den heißen Brei herumzureden … ich liebe den Film mehr denn je. Ja, die Geschichte ist einfach gestrickt und nicht sonderlich kreativ. Ja, die Spezialeffekte sind billig und problemlos zu entlarven. Ja, es ist der alte Kampf zwischen Gut und Böse, in dem das Gute unbedingt gewinnen muss. Aber „The Beastmaster“ hat etwas, das vielen modernen Filmen fehlt: er hat ein Herz, und das ist so groß wie ein Wolkenkratzer. Der Held Dar, verströmt Charme, Mut und Schmiss, ist stark und tapfer, darf aber auch mal weinen. Seine Fähigkeit, mit Tieren zu kommunizieren, klingt wie ein naiver Kindertraum, passt aber zu Dar und seiner Aufrichtigkeit. Die Tempelsklavin Kiri ist zwar eine Augenweide und zeigt nackte Haut, trotzdem symbolisiert sie mehr als nur die Lust am Fleisch. Maax ist übertrieben böse, doch seine Absichten wirken echt und motiviert. „The Beastmaster“ funktioniert so gut, weil er unprätentiös ist und gar nicht erst versucht, mehr zu sein, als er ist. Seine Figuren sind im Kern allesamt Menschen mit menschlichen Bedürfnissen. Ich nehme ihnen ganz einfach ab, nach was sie sich sehnen und was sie erleben. Und das ist es, was so vielen Filmen und Büchern fehlt: Charaktere, denen man glaubt, ja sogar glauben will.

Von mir erhält „The Beastmaster“ das Gütesiegel. Wenn ihr den Film in eurer Kindheit oder Jugend mochtet, dann schaut ihn euch ruhig auch als erwachsene Person noch einmal an. Und wenn ihr ihn noch nicht kennt, dann gebt ihm eine Chance. Ich bin der Meinung, dass er es mehr als wert ist.

Es war einmal ein Highway Killer

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Ich bin kein Fan von Nachrufen und Gejammere um verstorbene Stars, denn irgendwie erscheinen mir diese Personen aus Musik- und Filmbusiness zu abstrakt um als echte Menschen durchzugehen (obwohl sie das zweifellos sind). Selten, nur ganz selten, berührt mich der Tod einer Person von der Leinwand oder der Bühne eben doch – vor allem dann, wenn mir das Altern einer solchen Persönlichkeit nie wirklich auffiel. So geschehen mit dem letzten Freitag (19.07.2019) im Alter von 75 Jahren verstorbenen Rutger Hauer. Und plötzlich wird mir bewusst, in wie vielen meiner liebtsten Filme der Schauspieler doch mitwirkte.

Rutger … du warst die unvergesslichste künstliche Lebensform (Blad Runner), der tragischste Ritter und Captain an Michelle Pfeiffers Seite (Ladyhawke), der fieseste Ritter (Flesh + Blood), der unheimlichste Alptraum auf zwei Beinen (Hitcher), der heroischste Endzeitkämpfer in der wohl coolsten Sportart der Welt (The Blood of Heroes) und so vieles mehr. Ohne noch weitere Worte zu verlieren: du lebst in deinen Filmen weiter. Danke für die vielen schönen Stunden. R.I.P. Rutger Hauer.

Die Sache mit den King-Verfilmungen

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Nicht zehn, nicht hundert, auch nicht tausend Schreibwütige und Fans haben ihre Meinung zu Verfilmungen von Geschichten aus der Feder Stephen Kings hinausgeschrien und geschrieben. Nein, es müssen Hundertausende, wenn nicht gar Millionen, sein. Und plötzlich überkommt mich das Bedürfnis, jetzt auch meinen Senf dem Sermon aufzuschmieren. Ist das wichtig, ist das nötig? Keine Ahnung, trotzdem mache ich’s hiermit offiziell. Der Grund ist so banal wie unspektakulär … ich habe mir aus einer Laune heraus in den letzten Wochen drei King-Verfilmungen aus dem Jahr 2017 noch einmal zur Brust genommen: „It“ (Teil 1), „1922“ und „The Dark Tower“. Und was ich schon vor langer Zeit im Bezug auf King-Verflimungen dachte, bestätigte sich aufs Neue: Meistens gerät die Sache in gefährliche Schieflage. Natürlich ist das nur meine persönliche Meinung, somit sind Drohbriefe und verletzte Gefühle nichts anderes als Verschwendung von Papier und guter Laune.

Aber keine Angst, lieber Leser, denn dein Wohlergehen liegt mir sehr am Herzen. Das wird jetzt keine Analyse in akademischem Kauderwelsch, nach der einem der Kopf schwirrt, als hätten blutgeile Hornissen eine Treibjagd darin veranstaltet. Es ist bloß eine lose Sammlung von Gedanken eines Film-, Horror- und Literaturliebhabers. Ich gebe keine Garantien, weder für Vollständigkeit noch für die eine große Erkenntnis. Und ich gehe schamlos davon aus, dass Sie die erwähnten Filme bzw. Bücher kennen. Also gut …

Das Hauptproblem bei Verfilmungen von King-Stoffen zeigt sich für mich immer dann am deutlichsten, wenn sich Regisseur, Drehbuchautor und/oder Produzent zu sklavisch an die schriftliche Vorlage zu halten versuchen. Das kann gar nicht gutgehen, funktionieren verschiedene Medien doch nach unterschiedlichen dramaturgischen Regeln. Um das zu begreifen, braucht es keinen Hochschulabschluss. Ein Film dauert zwei Stunden, an einem Buch liest man zwanzig Stunden. Die Beziehungen, die man dadurch zu Themen, Figuren, Handlungsfäden, Schauplätzen und anderem aufbaut, bekommen je nach Medium ganz unterschiedliche Gewichtungen. Gerade das Bewusstsein dafür bildet die Grundlage, wie eine Geschichte erzählt werden muss, um einen bestimmten Effekt zu erzielen. Trotzdem wird das öfter, als einem lieb ist, einfach ignoriert (die Gründe dafür sind ein anderes Thema, für dessen Ergründung hier kein Platz ist).

Bei der Übertragung von einem ins andere Medium bedarf es eines Meisters wie z.B. Stanley Kubrick. Er verstand es 1980, den Kern und die Essenz von „Shining“ (der erwachende Wahnsinn, die Beklemmung und das Grauen im eingeschneiten Berghotel) perfekt in eine andere Form zu verwandeln. Um das zu erreichen, veränderte er unter anderem die Charaktere, so dass sie im Film funktionieren. Am stärksten traf es Wendy Torrance, die Ehefrau vom irrsten aller Irren, Jack Torrance (danke, Jack Nicholson, für diese einzigartige Darbietung). King, dem die Integrität seiner Charaktere schon immer sehr am Herzen lag, betrachtet den Film deswegen als gescheitert, und ich halte diesen Tunnelblick für traurig. Denn meiner Meinung nach handelt es sich bei „Shining“ um ein cineastisches Meisterwerk, das wie kein anderes Kings Themen einfängt und auf den unbedarften Zuschauer loslässt. Wer sich für die Hintergründe der „Shining“-Verfilmung interessiert, dem kann ich wärmstens die Dokumentation „Room 237“ empfehlen.

Welche King-Verfilmungen halte ich noch für grandios umgesetzt? „Carrie“ (Brian de Palma), „The Dead Zone“ (David Cronenberg), „Christine“ (John Carpenter) und „Stand by me“ (Rob Reiner). Natürlich ist die Aufzählung subjektiv, aber für mich ist deutlich, dass ich Umsetzungen mag, denen begabte Regisseure ihren eigenen Stempel aufgedrückt haben. Da kommt mir in den Sinn, dass ich zwei persönliche Favoriten beinahe vergessen hätte, nur dass deren Außerordentlichkeit Schauspielern zuzuschreiben ist: „Secret Window“ mit Johnny Depp und „Running Man“ mit Arnold Schwarzenegger. Daneben gibt es einige Verfilmungen, die durchaus unterhalten und OK sind, aber eben keinen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Und faule Gurken … oh, faule Gurken gibt es derer viele. Aber über diese breiten wir das Leichentuch des Schweigens.

Wie steht es nun um die drei eingangs erwähnten Filmen aus dem Jahr 2017? „The Dark Tower“ scheitert meines Erachtens daran, dass die epische Größe des Universums um den Dunklen Turm nicht im Geringsten eingefangen wird. Die Schauspieler sind toll, die Effekte auch, aber damit hat es sich auch schon. Das ganze leidet in dieser Form am „kleine-Welt-Syndrom“, wie ich es gerne nenne. Die Welt geht vor die Hunde, aber alles dreht sich um die angebliche Tragödie von zwei Jungs, die sich in melodramatischer TV-Meistermanier die Visagen mit Ziegelsteinen und Stahlbürsten polieren. Ganz so, als ob nur das von Gewicht wäre. Den gleichen Schwachsinn verkaufen uns auch die modernen Superheldenfilme. Zehntausende Leute krepieren so ganz nebenbei, aber die Geschichte dreht sich um den Hulk, dem die Hosen nicht mehr passen, und das ist dann von weltbewegender Wichtigkeit. Kommen wir zum ersten Teil der Neuverfilmung von „It“. Sehr kreativ umgesetzt, wiederum mit hervorragenden Schauspielern besetzt. Aber das ganz spezielle, intensive Coming-of-Age-Feeling der literarischen Vorlage vermochte der Film für mich nur ansatzweise einzufangen. Dabei ist es gerade dieses spezielle Gefühl, das die Basis bildet, auf der das Drama um die Gruppe von Freunden im Kampf gegen die übernatürliche Macht mit der Clownfresse aufgebaut ist. „1922“ halte ich für den besten der drei Kandidaten. Die Geschichte um einen Farmer, der gemeinsam mit seinem Sohn die Ehefrau ermordet, um das Farmland zu behalten, brilliert durch das ruhige, trotzdem spannende Schauspiel von Thomas Jane in der Rolle besagten Farmers. Es geht um Schuld und wie sich diese Schuld in einen Alptraum verwandelt. Was dem Film fehlt, ist die eigene Handschrift des Regisseurs. Außerdem wurde die Geschichte in variierender Form schon oft erzählt, was die Handlung voraussehbar macht. Trotzdem sehenswert.

Und jetzt beginnt das Warten, auf die Umsetzung von „The Talisman“ … wenn sie denn noch irgendwann das Licht der Welt erblicken sollte.

Falls ihr Lust habt, hinterlasst in der Kommentarspalte eure Lieblingsverfilmung von Meister King und weshalb sie das ist. Ich würde mich darüber freuen.

NIFFF 2014

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Wie jedes Jahr reiste ich auch 2014 wieder mit Freunden nach Neuchâtel, dieser am Neuenburgersee gelegenen Stadt, die um so vieles ruhiger ist als das hektische Zürich. Weniger Menschen beleben hier die Strassen, weniger Lärm erfüllt die Luft. Eine Gemächlichkeit liegt über allem – Menschen und mediterran anmutende Gebäude in Hafennähe -, die zuweilen fast unnatürlich wirkt. Ja, hier könnte ich leben, wenn ich nur besser Französisch sprechen würde, aber es geht auch so. Mittels Deutsch, Englisch und einiger in der Schule gelernten Brocken Französisch schlagen ich und meine drei Kumpels uns tapfer durch, bekommen unsere Zimmer im Hotel, bestellen Pizzen, Thaifood, tonnenweise Crêpes und natürlich den begehrten Festivalpass.

Wer es nicht kennt: NIFFF steht für ‚NEUCHÂTEL INTERNATIONAL FANTASTIC FILM FESTIVAL‘. Seit dem Jahr 2000 wird dieser cineastische Anlass jährlich durchgeführt (mit Ausnahme von 2001) und bietet jedes Mal eine interessante wie gelungene Mischung aus Horror, SF, Fantasy und asiatischem Kino, wobei hin und wieder auch Filme gezeigt werden, die keiner der genannten Kategorien zugeschrieben werden können. Hier wird alles andere als öder Hollywood-Mainstream gezeigt, und das zuweilen ein Jahr vor Veröffentlichungen im regulären Kino oder auf DVD, bzw. Blu Ray. Während acht Tagen sahen wir 23 Filme, für mehr reichte die Zeit leider nicht aus, aber auch so gab es wieder Hervorragendes zu sehen. Freuen könnt ihr euch vor allem auf die Horror-Komödie ‚What we do in the shadows‘, eine Pseudo-Dokumentation über eine Gruppe Vampire. Ein ausgezeichnetes Drehbuch, eine wunderschöne Ausstattung, grossartige Dialoge und Schauspieler, die förmlich in ihren Rollen aufblühen, zeichnen den Film aus. Er erhielt verdientermassen den Publikumspreis, was auch gar nicht weiter verwundert. Auf alle weiteren Filme hier einzugehen wäre ein sinnloses Unterfangen und würde jeden Rahmen sprengen, aber der geneigte Phantastik-Fan kann sich auf der Homepage des NIFFF alle Infos und Trailer besorgen. Zudem bietet ein übersichtliches Archiv die Möglichkeit, Einblick in die Screenings vergangener Jahre zu erhalten.

NIFFF-Homepage.