FESTA geht einen Schritt zu weit

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In meinem vorletzten Artikel (Der Abo-Wahn greift um sich) hatte ich geschrieben, dass es mich ärgert, dass die Ausgaben der FESTA-Sammleredition oft zu haarsträubenden Preisen verkauft werden, nachdem die knappen Auflagen vergriffen sind. Das war in der Vergangenheit etwas, das man dem FESTA-Verlag nicht direkt ankreiden konnte, denn die Verkäufer waren und sind private Personen, die sich mehrere Ausgaben beschaffen mit dem einen Zweck, diese überteuert an Sammler zu verkaufen. Im neuesten Newsletter weist das Team um Frank Festa aber deutlich darauf hin, dass die Bücher wertvoll sind und später mit guten Gewinnen weiterverkauft werden können. Es ist diese Schamlosigkeit, die mich anwidert, denn es geht eindeutig nicht mehr darum, einen spannenden oder intelligenten Beitrag zur Kultur zu liefern, sondern sammel- und kaufsüchtige Abo-Kunden heranzuzüchten, die einen regelmässigen Geldfluss garantieren.

Ähnlich fragwürdig geht es leider in der sehr coolen FESTA-Reihe „Pulp Legends“ zu, von der im Moment noch Einzelausgaben erstanden werden können. Zwangsläufig werde ich mir die eine oder andere interessante Ausgabe für viel Geld sichern, denn tatsächlich befinden sich kleine Perlen darunter. Allerdings bin ich überzeugt, dass auch diese auf 999 Stück limitierte Reihe schon bald nur noch im Abo zu beziehen sein wird. Wahrscheinlich noch nicht dieses Jahr, aber 2020 oder 2021 könnte das durchaus geschehen.

Vergegenwärtigen wir uns an dieser Stelle doch einmal, was der Begriff Pulp-Literatur bedeutet. Er bezieht sich auf die Pulp-Magazine der 30er bis 50er Jahre, welche die Genres Fantasy, Horror und Science Fiction bedienten. Diese Magazine erhielten die Bezeichnung „Pulps“ wegen des billigen Materials (Papier mit hohem Holzgehalt), aus dem sie hergestellt wurden. Es handelte sich also um nichts anderes als unterhaltsame Literatur für den kleinen Preis, Groschenromane oder -magazine, Geschichten, die sich jeder leisten konnte. Die Romane, die FESTA in dieser Reihe veröffentlicht, stammen aus den 70er bis 90er Jahren, wurden damals aber trotzdem für einen normalen Preis verkauft. Es wäre ehrlich und der Unterstützung würdig, brächte FESTA diese Romane als normale Taschenbuch-Reihe auf den Markt. Ohne den ganzen Sammler- und Raritätenbullshit. Aber die Idee, daraus eine teure, limitierte Sammelreihe zu machen, hat nichts mehr mit Liebe zur Literatur oder zum Genre zu tun. Es ist ein aktuelles Geschäftsmodell, wie es sich leider immer mehr verbreitet. Aber so viel muss ich dem FESTA-Team lassen: sie haben es verdammt gut im Griff, sich einen treuen Kundenstamm zu erschaffen. Ob man die Art und Weise, wie das geschieht, gut findet, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich bin enttäuscht.

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